[Rezensionsexemplar] Dennis Kornblum – „Martin Hais – Generation Z“

Dennis Kornblum
„Martin Hais – Generation Z“
Verlag: Tredition
ISBN: 9-783-347-35891-1
Länge: 379 Seiten

– gelesen im Dezember 2021 –

Herr Kornblum persönlich hat mich angeschrieben und gefragt, ob ich denn sein neues Buch auch gern lesen möchte. Das habe ich dankend angenommen.
Vom Verlag bekam ich dann das Buch kostenfrei zur Verfügung gestellt, was meine Meinung aber in keiner Weise beeinflusst hat. Vielen Dank dafür.

Klappentext: Brutale Morde an Teenagern machen den Stadtbezirk Quarrenberg unsicher. Ein durch eine Horrormaske verhüllter Todesschütze hinterlässt Zettel am Tatort, die mal mit einem antiken Zitat, mal mit einem merkwürdigen Aphorismus beschrieben sind. Die Polizei glaubt, dass es um Drogen geht, doch der autistische Fachlektor und Psychologe Martin Hais hat eine andere Vermutung. Er entdeckt einen alten Manuskriptauszug in seinem Schrankfach, bei dem er aufgrund darin enthaltener Textstellen einen Zusammenhang zu den Tatortbotschaften sieht. Während der ermittelnde Kommissar Wójcik daran wenig interessiert ist, wird die aufgeweckte, extrovertierte Kioskbesitzerin Ina Ruíz, eine Zeugin des letzten Mordanschlags, die dem Killer bereits gegenübergestanden hat, auf Martins Theorie aufmerksam. Schließlich überredet sie ihn, mit ihr zusammen auf eigene Faust zu ermitteln, und Martin nimmt eher widerwillig eine große Herausforderung an: die Überwindung tiefsitzender Ängste, die sich nicht nur auf die Gefahr erstrecken, die von der Jagd auf einen Serienkiller ausgeht, sondern auch auf die enge Zusammenarbeit mit einer attraktiven weiblichen Person. (Quelle: Lovelybooks.de)

Inhalt: Martin Hais lebt zurückgezogen in seinem Bungalow und geht seiner Arbeit und seinen Hobbys nach. Er fühlt sich wohl in dem, was er tut und was er lässt und empfindet es anfangs als störend, als sein Nachbar ihn besucht und eine Art Freundschaft zwischen den beiden Männern entsteht.
Doch nicht nur sein Freund besucht ihn, sondern eines Tages auch ein Ermittler der Polizei, der an den Mordfällen arbeitet. – Jugendlich werden in dem kleinen Städtchen erschossen und kryptische Botschaften werden an den Tatorten hinterlassen.

Den ersten Kontakt hat Martin mit Ina über eine Datingplattform, das das beendet er schnell wieder. Nichts ahnend, dass dies Ina einen Mordanschlag des Serienkillers überlebt hat, bei dem ihre Tochter verletzt wurde. – Sie steht eines Tages vor seiner Tür und fordert seine Hilfe bei der Aufklärung der Mordfälle ein.
Martin hilft, Martin wächst über sich hinaus, Martin ändert sein Leben langsam aber stetig und Martin entdeckt weitere Aspekte, die ein Leben so zu bieten hat.

Fazit: Ein Roman, der meiner Meinung nach zwei, wenn nicht sogar drei Geschichten auf einmal erzählt.
Zum einen haben wir den Protagonisten. Martin Hais, ein Lektor, der zurückgezogen lebt und mit dem Asperger-Syndrom diagnostiziert ist. Und genau diese vielen, fast liebenswerten, Eigenheiten eines Autisten sind wirklich sehr gut herausgearbeitet und lassen das ganze Buch in einem ganz eigenen Genre erscheinen. Durch die Langsamkeit in den Ereignissen und die gefühlsbetonte Schreibweise entsteht eine Art Krimi in Slowmotion, mit seinen ganz eigenen Reizen und Eigenheiten. Oft wollte ich Martin einfach mal schupsen oder ihm auf andere Art und Weise in die richtige Richtung lenken, weil er mir zu verbohrt, zu eingefahren vorkam. Er stand sich so oft selber im Weg und hat sich aber im Laufe der Handlung wunderbar weiterentwickelt und ist super aus sich raus gekommen. – Am Ende war ich ein bisschen stolz auf ihn.
Dann haben wir Ina Ruìz und ihre Tochter. Eine Frau, die es nicht immer leicht im Leben hatte. Dann muss sie dieses schreckliche Erlebnis durchmachen und findet sich dann von der Polizei nicht verstanden. Sie versucht, einen Mann kennen zu lernen, über eine Dating-Plattform, den sie dann im realen Leben schneller kennenlernt, als sich beide das wohl vorgestellt haben. Sie bringt eine ganze Menge Verständnis für Martin auf und das, obwohl sie im Prinzip so unter Druck steht, durch das, was passiert ist und was noch passieren könnte.
Und dann haben wir den Täter. Ein Mensch, der es im Leben nicht immer leicht hatte, dadurch ein tiefes Trauma erlitten hat, sich aber nicht helfen lassen möchte. Stattdessen glaubt er, durch seine Taten seinen Zorn befriedigen zu können. – Gerade am Ende führt Martin Hais eine sehr interessante Unterhaltung mit ihm. Beide hätten wirklich viel voneinander lernen könne, wenn sie sich früher und unter anderen Umständen kennengelernt hätte. So musste das Ganze eben so enden, wie es geendet ist.
Die Geschichten dieser drei Personen sind hier zu einem Roman verarbeitet worden, der seine ganz eigenen Reize ausübt. Es geht nicht um Geschwindigkeit und Action. Es geht hier vielmehr um die Psyche der Menschen und das, was sie aus einem machen kann, wenn man sich nicht wehrt.

Dieses Buch besticht durch seine Langsamkeit. – Ich hatte jede Menge Zeit, mir bestimmte psychische Eigenschaften mal näher anzusehen. Ich konnte einige Parallelen zu mir selber finden. Zum einen in Martin seinen Verhaltensweisen, als auch der Denkweise des Täters. Ich konnte seinen Frust nachempfinden, dieses Gefühl, nicht dazu zu gehören. Mit dem Unterschied, dass ich eben nicht durch die Gegend renne und Leute erschieße. Ich mache es wie Martin und ziehe mich dahin zurück, wo ich mich wohl fühle.
Dennis Kornblum hat seine ganz eigene Art, Geschichten zu erzählen. Sein Stiel ist sehr erklärend und er setzt oftmals Fakten in Klammern. Das hat mich anfangs etwas irritiert, weil die Sätze dann so langatmig geworden sind. Aber eigentlich auch nur, weil ich das bisher eben nirgendwo anders so gesehen habe. Aber es ist ein Mittel, dem Leser Fakten zu vermitteln, die er so sehr gut für sich selber selektieren kann, ob er es wissen möchte, oder eben nicht. Einfach und doch genial. Gewöhnungsbedürftig, aber nicht tragisch.
Der Schreibstil hat mich stellenweise sogar geärgert. – Dennis Kornblum schreibt in einem einheitlichen Tempo, in einem einheitlichen Stil. Das nimmt dramatischen Ereignissen zwar das Tempo, aber eben nicht die Dramatik. Ich hatte das Gefühl, dass diese am Ende sogar noch gesteigert wird und das hat mich an einigen Stellen komplett fuchsig gemacht.
Ich habe das Buch, dank Urlaub, fast an einem Rutsch durchgelesen und das war auch gut so. Die Spannung, die unterschwellig irgendwie die ganze Zeit da war, hätte mich sonst wohl einfach nur umgebracht.
Dieses Buch wirkt in jedem Fall noch eine ganze Weile in mir nach. – So nah an der Wirklichkeit. So viele, unheimliche Parallelen zur heutigen Jugend und so naheliegend, dass das wirklich einmal so passieren kann. – Die ganze Handlung zeugt von einer sehr guten Beobachtungsgabe in der Realität und in einer gar nicht mal so abwegigen Denkweise über das, was wirklich passieren kann.

Ich bewerte das Buch mit 5 von 5 möglichen Sternen.
Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber eben die Handschrift, die jeder Autor in seinen Werken hinterlässt. Und wenn man sich an diese hier erst einmal gewähnt hat, ergibt sich hier eine spannende, lebensnahe und interessante Story. Gepaart mit teilweise wirklich tiefen Einblicken in die Psychologie der verschiedenen Menschentypen. – Klasse Stoff. Ich bin hochgradig begeistert.

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