
Elisabeth Marienhagen
„Jahre des Umbruchs“
Reihe: Die Winzerfrauen (2)
Verlag: Digital Publishers
ISBN: 9-783-968-17042-8
Länge: 375 Seiten
– gelesen im Januar 2023 –
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung hat dieser Umstand nicht beeinflusst.
Klappentext: Das Glück einer jungen Frau droht zu zerbrechen
Die fesselnde Familiensaga um Winzertochter Magdalena geht weiter
1919: Magdalena und Matthias sind endlich vereint, doch schon bald wird das junge Liebesglück bedroht. Nicht nur fühlt Magdalena sich durch die Sticheleien ihrer kaltherzigen Schwiegermutter im neuen Heim nicht willkommen, auch die Eifersucht gegenüber Matthias‘ früherer Verlobten flammt erneut auf. Zudem machen der jungen Winzerin finanzielle Schwierigkeiten zu schaffen. Von ihrem Mann bekommt sie wenig Unterstützung, hat sie ihm doch versprochen, den Familienfrieden zu wahren. Einziger Trost sind die Arbeit im Weinberg und der neue Lehrer des Ortes, Eugen Burger, dessen Plan nach Amerika auszuwandern, Magdalena fasziniert. Bald ist ihr klar, dass sie in ihrer Ehe nicht glücklich ist … Wird sie ihre Familie und die alte Heimat hinter sich lassen? (Quelle: Thalia.de)
Inhalt: Nach dem ersten Weltkrieg hält Magdalena Hochzeit und zieht mit ihrem frisch gebackenen Mann in sein Elternhaus. Doch schon auf den Hochzeitsfeierlichkeiten wird klar, dass die Schwiegermutter mit der Wahl ihres Sohnes alles andere als zufrieden ist. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen und Magdalena wird in ihrer jungen Ehe immer unglücklicher. Das gipfelt in der Flucht Magdalena zu ihrem Bruder. Eine hinterhältige Magd lässt den Brief von Magdalena noch verschwinden.
Doch der junge Ehemann reist ihr hinterher, die beiden Reden miteinander und erfährt endlich von seinem Kind. Die Eheleute finden wieder zusammen. – Doch wird es jetzt etwas mit dem trauten Familienglück?
Fazit: Das farbenfrohe Cover spricht Bände. Eine Frau steht vor einem Geländer und blickt auf eine wirklich herrliche Gegend herunter. Weinreben, ein kleines Örtchen, alles wirkt so friedlich und wie ein Familienidyll. – Ich habe mich auf die Lektüre gefreut, zumal ich ja auch den ersten Band bereits gelesen hatte.
Gleich am Anfang hatte es eine Art Triggerwarnung. Das fand ich sehr interessant, denn Worte wie „Neger“ oder „Krüppel“ sowie „Irrenanstalt“ waren ganz normale Worte in der Zeit, als dieser Roman spielt. Jetzt müssen sich Autoren rechtfertigen, wenn sie in einem authentischen Wortlaut schreiben. – Wann ist das mit unserer Sprache passiert?
Gleich zu Anfang landet der Leser auf einer ausgelassenen und typischen Hochzeit. Hier erfährt der Leser von den Engpässen durch den verlorenen Krieg, bekommt aber auch sehr eindrücklich mit, was trotz allem alles möglich gemacht wurde. Das typische Leben seinerzeit mit Höhen und Tiefen wird glaubhaft und unterhaltsam dargestellt.
Als Stellvertreterschicksal vieler junger Bräute seinerzeit, muss „Magdalena“ herhalten. Auf der einen Seite bekommt man das Glück mit, dass der Krieg ihr nicht ihren Verlobten genommen hat. Auf der anderen Seite wird aber auch deutlich, wie sehr sich die Schwiegermutter in das Leben des Brautpaares einmischt und unter welch vielseitigem Druck so eine Braut gestanden hat.
Die Rolle der Frau war seinerzeit auch so ein Thema. Willige Befehlsempfängerin sollten sie sein. Kinder kriegen und funktionieren. – Auch dieses Thema ist unterschwellig sehr gut herausgearbeitet.
Die Protagonistin, also Magdalena, tut mir ziemlich leid. Sie hat nun wirklich gemacht und getan und war ma Ende doch immer die unfähige Schwiegertochter. Gerade das Ding mit dem versalzenen Brot hatte die Handschrift eines Neiders. Und dass die Schwiegermutter am Ende genau dieses Schicksal ereilt hat, gibt eine Menge Luft für den nächsten Band dieser Reihe. Dürfen die Eheleute dann endlich mal auf ihre Art glücklich werden? Schön wäre es ja.
Das ganze Buch ist sehr authentisch geschrieben. Nicht nur von den oben schon genannten Wörtern her, sonder auch die ganze Situation ist so dargestellt, dass es genau so hätte passieren können. Die wörtliche Rede ist stellenweise in Platt oder auch Französisch geschrieben. Das waren dann Stellen, an denen ich gestolpert bin. Aber an das Platt habe ich mich schnell gewöhnt und das Französisch war an nur einer Stelle und ich konnte es einfach überfliegen. Dafür hatte ich aber die ganze Zeit über wirklich herrliche Bilder in meinem Kopfkino. Ich habe das dörfliche Leben vor mir gesehen und ich habe mich vor allem sehr gut in die Protagonistin hineinfühlen können. – Es ist einfach nur ein Wahnsinn, was diese junge Frau alles durchleben musste. Von allen Seiten hat sie es bekommen und konnte sich am Ende nicht wehren. Fair geht anders!
Die ganze Handlung ist ehrlich, bildhaft und sehr unterhaltsam. Nicht spannend, weil alles rasend schnell ging, sondern weil die Autorin tatsächliche geschichtliche Ereignisse mit eingebaut hat. Oftmals nur als beiläufige Zeitungsmeldung oder Gesprächsthema, aber ich konnte mich in die Situation wirklich sehr gut hinein versetzen und habe die Bedrohung durchaus gespürt.
In jedem Fall bin ich sehr sehr gespannt, wie die Sache denn nun weiter geht und hoffe so sehr auf einen glücklichen Ausgang für Magdalena.
Ich bewerte das Buch mit 5 von 5 möglichen Sternen.
Trotzdem der Stoff frei erfunden war hätte man doch glauben können, dass das auch wirklich so passiert ist und mich würde es nicht wundern, wenn es auch wirklich so passiert ist. Irgendwo in Deutschland.
Vom Schreibstil her leichte Kost und vom Inhalt oftmals ein wirklich guter Grund zum Nachdenken über das eigene Handeln oder Denken.