[EBook] Franzobel – „Das Floß der Medusa“

Franzobel
“Das Floß der Medusa”
Verlag: btb
ISBN: 9-783-552-05843-9
Länge: 592 Seiten

– gelesen im Juni 2021 – 

Dieses Buch war eines der ältesten auf meinem EBuch-SuB. Also habe ich kurzerhand dazu gegriffen, weil ich mich so gar nicht entscheiden konnte, was ich denn nun lesen möchte.

Klappentext: 18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Wie hoch ist der Preis des Überlebens? (Quelle: Lovleybooks.de)

Inhalt: Die Fregatte Medusa sticht in See mit einem vollkommen unfähigen Kapitän, der mehr mit seinem Reizdarm zu tun hat, als dass er in der Lage ist, das Schiff zu befehligen.
Auf dem Schiff herrschen rauhe Sitten und die paar Passagiere haben ihre ganz eigenen Sorgen. Doch als das Schiff auf eine Sandbank aufläuft und zu kippen droht, sind es am Ende doch alles nur Menschen, die überleben wollen, für die aber die Rettungsboote nicht ausreichen. Es muss gelöst werden, wer ein Platz auf einem Rettungsboot bekommt, oder wer eben auf dem Floß stehen muss.
Zunächst wird das Floß von den Rettungsbooten gezogen, aber schnell ist die Leine gekappt, weil das Floß die Boote abtreiben lässt.
Allein treibt das Floß nun übers Meer und von den einstmals mal 147 Menschen an Bord, überleben gerade einmal 15 Menschen. Menschen, die ans Äußerste gehen müssen, um zu überleben.

Fazit: Franzobel sagte mir nichts, und tatsächlich bin ich zunächst über den Namen des Autors förmlich gestolpert. Das kann nur ein Pseudonym sein. Ich glaube nicht, dass man einfach mal Vor- und Nachname zusammenlegen kann. – Aber wie gesagt, das ist auch nur eine Vermutung.
Auf jeden Fall hat sich der Stoff lesen lassen, wie ein historischer Roman, der es im weitesten Sinne ja auch war. Die ganze Story beruht auf einer wahren Begebenheit, die man bei Wikipedia nachlesen kann, was ich auch getan habe. Erst diese Wikipedia-Seite hat mir geholfen damit ich verstehen konnte, worauf der Autor hier hinaus wollte und was er mir mit dem Geschriebenen sagen wollte. Sein Stil war altbacken, passend zur Zeit, in der die ganze Geschichte spielt. Aber dann nimmt er immer mal wieder Bezug zur “Neuzeit”, was mich dann vollends verwirrt hat. Hier musste ich mir dann immer wieder in Erinnerung rufen, dass dieses Buch im Jahr 2017 erschienen ist und man da das Drama der Titanic bereits kannte und auch Star Wars bereits ein Begriff war.
Ansonsten hat das Ganze Drama ziemlich lang gebraucht, bis da mal was in Fahrt geraten ist. Ja klar, die Begebenheiten auf dem Schiff waren schon grausam und brutal, aber so war es am Ende doch nicht das, was ich eigentlich lesen wollte. Ich wollte endlich wissen, wie es geschehen konnte, dass das Schiff auf eine Sandbank aufläuft und wie es dann zu wessen Rettung kam. – Aber das ging dann erst auf Seite 200 los. Bis dahin habe ich mich mit den wirklich seltsamen Eigenheiten einiger Passagiere, dem verrückten Kombüsenchef und einigen anderen komischen Dingen herum geschlagen.
Weiter hat mir das Lesen erschwert, dass einem hier in kurzer Abfolge wirklich jede Menge Namen um die Ohren gehauen werden. Zu den Namen kommen dann teilweise noch Spitznamen und schon war mein ganz persönliches Chaos perfekt. – Das was ich an Story heraus gefiltert habe, war ganz interessant, hat mich in gewisser Weise auch gepackt, aber die ganzen Namen haben mich immer wieder aus der Handlung heraus katapultiert. Zumal es ja dann auch noch französisch klingende Namen waren. – Für mich persönlich alles nicht so einfach.

Das Buch hat mich auf der einen Seite komplett fasziniert und aber gerade am Anfang auch ziemlich gelangweilt. Ich wage zu bezweifeln, dass es wirklich so extrem brutal auf den Schiffen zugegangen ist. Es hätte ja niemand etwas davon gehabt, wenn man die Leute zu Tode peitscht oder dem Küchenjungen die Hand verbrennt, mit der er ja eigentlich noch arbeiten soll.
Fasziniert hat mich dann aber wieder die pragmatische Herangehensweise an die Überlebensstrategie auf dem Floß. Meiner Meinung nach hätte man sein Hauptaugenmerk auf jeden Fall darauf legen können. Das Ganze Drumherum hätte es in dieser Ausführlichkeit garnicht gebraucht.

Ich bewerte das Buch mit mittelmäßigen 3 von 5 möglichen Sternen.
Das Thema an sich war sehr interessant, allerdings hätte ich mir hier eine deutlich andere Herangehensweise gewünscht. Zu langatmiger Anfang und dann zu wenig Hauptaugenmerk auf den eigentlich Überlebenskampf der Menschen auf dem Floß. Die umständliche, altbackene Erzählweise haben ihr Übriges noch dazu getan.

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