
Victoria Hislop
„Insel der Vergessenen“
Verlag: Diana TB
ISBN: 9-783-453-35444-9
Länge: 432 Seiten
– eine Rezension aus der Kramkiste –
Ich befürchtete ein schmalziges Familiendrama und bekam glaubhaft beschriebene Geschichte, die mich gefesselt hat.
Klappentext: Auf den Spuren der Vergangenheit ihrer Familie reist die Archäologin Alexis nach Kreta. Nicht weit entfernt vom Heimatdorf ihrer Mutter entdeckt sie die Insel Spinalonga, bis 1957 Griechenlands Leprakolonie. Endlich erfährt sie, welche Rolle die Insel der Vergessenen über Generationen hinweg im Leben ihrer Familie gespielt hat. Noch ahnt sie nicht, wie stark das Geflecht aus Intrigen, Verrat und enttäuschter Liebe auch ihr eigenes Leben bestimmt … (Quelle: Lovelybooks.de)
Inhalt: Alexis, eine junge Archäologin macht mit ihrem Freund Urlaub auf Kreta. Sie weiß, dass die Wurzeln ihrer Familie auf dieser griechischen Insel zu finden sind. Ihre Mutter jedoch, hüllt sich in Schweigen, was ihre Vergangenheit angeht. Also will Alexis auf diesem Weg etwas über ihre Vergangenheit erfahren.
Durch eine Freundin ihrer Mutter, die noch immer in Plaka lebt, erfährt sie alles über die tragische Vergangenheit ihrer Familie. Sie erfährt vom tragischen Tod ihrer Urgroßmutter, von der Krankengeschichte ihrer Großmutter und sie erfährt, warum ihre eigene Mutter so wenig über sich und ihre Familie sprechen will.
Ihre Familie ist eine tragische Mischung aus Lepra und dem Leben auf Spinalonga, Verrat und Intrigen, Mord und grenzenloser Leidenschaft.
Fazit: 429 Seiten aus Papier und Pappe lassen sich ganz schön unbequem halten, wenn man lange Zeit nichts als Ebooks gelesen hat. Die sind schon wesentlich bequemer. Und wenn man dann noch nicht in der Lage ist, dem Buchrücken einen Schaden zuzufügen, wird es gleich noch einmal schwieriger.
Trotzdem habe ich mich mit Feuereifer an die Lektüre gestürzt. Ich war auf Kreta, ich hatte von Plaka gehört und Spinalonga besucht. Das hat der ganzen Story noch einmal einen besonderen Kick gegeben, weil ich ja an einigen Schauplätzen selber gewesen bin und mir so besser vorstellen konnte, wie es auf Spinalonga ausgesehen hat. Welche Wege die Protagonisten wann zurück gelegt haben und wie anfällig die Insel für den Wind war.
Aber auch so hat die Story viel Spannendes an sich gehabt. Der Leser bekommt das Gefühl, dass die Autorin selber auf der Insel gelebt hat, weil sie von der Lepra geheilt worden ist. Der erste Schreck, als die Lepra am eigenen Körper entdeckt wurde, die Angst vor der unbekannten Kolonie und dem Elend und dann die Hoffnung der Menschen, als bekannt wurde, dass man nah an einem Heilmittel dran ist. Das alles ist so super beschrieben, dass ich es vor meinem geistigen Auge komplett miterlebt habe.
Als die Leute dann die Insel alle verlassen konnten, musste ich beim Lesen sogar eine Träne verdrücken. Das alles war so dermaßen emotional, dass ich gar nicht anders konnte, als ein Tränchen zu verdrücken.
Kein Wunder also, dass ich das Buch in genau zwei Anläufen durch hatte. Vorgenommen hatte ich mir ein Wochenende, aber gebraucht habe ich einen Freitag Abend und einen halben Sonnabend. – Eigentlich eine Schande, wenn man bedenkt, wie lang so ein Autor an einem Buch schreibt…
Trotzdem habe ich mich schnell an den Umstand mit dem physischen Buch gewöhnt. Die Seitenaufteilung war sehr augenfreundlich und Dauerlesen in dem Moment gar kein Problem. Die Schrift war angenehm groß und auch an den Stil der Autorin hatte ich mich sehr schnell gewöhnt. Und schon war ich einer komplett anderen Welt, habe mit den Protagonisten gelitten, gebangt und geliebt.
Nach der einen Leseunterbrechung bin ich auch ganz schnell wieder in die Handlung hinein gekommen. Die Kapitel waren zwar recht lang, wären meiner Meinung nach aber auch nicht nötig gewesen. Sie haben lediglich die Handlung etwas übersichtlicher gestaltet, weil es dann irgendwann drei Orte waren, an denen die Protagonisten verteilt waren.
Die volle Punktzahl für ein Buch, was mich so dermaßen gefesselt hat, wie ich es lang nicht mehr erlebt habe. Es war einfach nur das pure Lesevergnügen, trotz des doch recht ernsthaften Hintergrundes.
Ich bereue diese Lektüre nicht und ich spreche ganz ausdrücklich eine Leseempfehlung aus. Es lohnt sich. Man taucht in eine ganz eigene Welt ab, die durch Weltkrieg, Weltanschauungen und die Lepra so viel Leid erfahren hat und doch noch heute ihre Traditionen wahrt und ehrt.
